Dezember 2023

«FAIRMEDs Ansatz packt die Probleme an den Wurzeln»

Jörn Justiz unterstützt FAIRMED seit einigen Jahren mit regelmässigen und grosszügigen Spenden. Der 50-Jährige unterrichtet an der Berner Fachhochschule Medizintechnik, hat einen Doktor in Biomechanik und hat seine erste Lebenshälfte rund 500 Meter entfernt von der Berliner Mauer verbracht. Was Jörn Justiz Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit bedeuten, weshalb er ausgerechnet FAIRMED unterstützt und was er zu Weihnachten verschenkt, erfahren Sie im nachfolgenden Interview.

FAIRMED vor Ort: Jörn Justiz, Sie haben 25 Jahre in Berlin gelebt und sind nun in Bern sesshaft geworden. Tanzt der Bär nicht eher in Berlin?
Ja, natürlich freue ich mich über das grössere kulturelle Angebot, wenn ich Freunde oder Familie in Berlin besuche. Aber ich sehe auch, was alles nicht klappt dort, und schätze das hohe Niveau der Lebensqualität in der Schweiz umso mehr. Übrigens befinde ich mich momentan im Einbürgerungsprozess, bin also dabei, Schweizer Bürger zu werden.

Wie hat Sie Ihre Kindheit in unmittelbarer, westlicher Nähe zur geschichtsträchtigen Berliner Mauer geprägt?
Ich komme aus einem politisch engagierten Elternhaus. Meine Mutter war in der Friedensbewegung engagiert und hat mich bereits als kleinen Jungen auf Demonstrationen mitgenommen. Mein Gerechtigkeitssinn wurde dadurch sicher schon sehr früh ausgebildet. Fairness ist mir sehr wichtig, dafür setze ich mich schon seit jeher ein.

Fairness, da sind wir schon bei FAIRMED! Wie sind Sie dazu gekommen, uns zu unterstützen?
Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich mich einmal im Bahnhof ansprechen und zur Unterstützung einer NGO überzeugen lassen würde. Aber genau das ist mir passiert! Bei meinem freiwilligen Engagement für Amnesty International hatten wir immer wieder kritische Diskussionen über diese Formen des Spendensammelns geführt, insbesondere diejenige per Telefon. Aber dadurch wusste ich auch, dass diese Form der Spendensammlung für NGOs wichtig ist. Und wahrscheinlich hatte ich an diesem Tag auch einfach gute Laune und Zeit, am Bahnhof stehen zu bleiben …

… um sogleich als Unterstützer von FAIRMED zu unterschreiben?
Mitnichten! Ich bin nicht der Typ Mensch, der unüberlegt handelt. Ich habe der jungen Dialogerin erklärt, ich würde die Unterlagen zu Hause studieren und für den Fall, dass mich FAIRMED überzeugen würde, zurück zum Bahnhof kommen und meine Mitgliedschaft besiegeln. Und ich versprach, genau zu ihr zurückzukehren, weil ich wusste, dass die Dialogenden pro abgeschlossener Mitgliedschaft bezahlt werden.

Und das haben Sie gemacht?
Ja, was ich über FAIRMED gelesen habe, hat mich überzeugt. Ich kehrte noch am selben Tag an den Bahnhof zurück und unterschrieb.

Und inzwischen unterstützen Sie uns nicht nur mit einem Jahresbeitrag, sondern mit regelmässigen grosszügigen Beträgen.
Ja, ich mache jeweils vor Weihnachten eine grössere Zusatzspende. Ich überlege mir, welchen Prozentsatz meines Jahreseinkommens ich spenden möchte. Dafür mache ich keine Weihnachtsgeschenke mehr – nur meine kleinen Nichten bekommen jeweils noch ein kleines Geschenk.

Wie schön! Herzlichen Dank! Was motiviert Sie dazu, anstatt Weihnachtsgeschenke zu machen, uns zu unterstützen?
Aus meinem Gerechtigkeitsempfinden leitet sich auch meine Empathie für Menschen, denen es weniger gut geht, ab. Dadurch, dass es mir gut geht, stehe ich in der Pflicht, denen zu helfen, denen es weniger gut geht. Das ist der erste Antrieb. Der zweite Abtrieb ist für mich zu wissen, dass ein Teil unseres Wohlstandes dadurch entstanden ist, dass wir auf Kosten derer, denen es weniger gut geht, gelebt haben. Der dritte Antrieb ist sicher auch, dass es mir ein gutes Gefühl gibt, wenn ich spende – ich beschenke mich quasi selber.

Das ist schön zu hören. Und warum haben ausgerechnet wir von FAIRMED bei Ihnen das Rennen gemacht?
Das Engagement von FAIRMED überzeugt mich, weil es einen systemischen Ansatz hat. Ihr geht nicht einfach im Katastrophenfall irgendwohin und macht Pflästerlipolitik, indem ihr Notunterkünfte aufbaut, weil die schlecht gebauten Häuser beim Erdbeben in sich zusammengefallen sind, und verabschiedet euch anschliessend wieder. Euer Ansatz, die Lücken in schwachen Gesundheitssystemen nachhaltig zu schliessen, geht tiefer zu den Wurzeln der Probleme.

Danke. Nicht alle denken so. In diesem Jahr haben viele NGOs, die nicht direkt in der Katastrophenhilfe aktiv sind, einen Spendenrückgang zu beklagen, so auch wir. Auch ich bin nicht gefeit davor, mich dort zu engagieren, wo mir gerade viele Bilder und Berichte um die Ohren gehauen werden. Ich versuche jedoch bewusst Gegensteuer zu geben, indem ich mich für etwas engagiere, das nicht direkt vor meinen Augen liegt – zum Beispiel für die benachteiligten Menschen, mit denen FAIRMED zusammenarbeitet. Ich denke, damit kann ich mehr zur Linderung des weltweiten Leids beitragen, als wenn ich auf den Spendenaufruf zur aktuellsten, medial präsentesten Krise einsteige, auf den die grosse Mehrheit aufspringt.

Zum Glück gibt es Menschen, die das so sehen wie Sie und sich für eine bessere Gesundheitsversorgung von benachteiligten Menschen engagieren. Bald ist ja Weihnachten. Welche Wünsche kann FAIRMED Ihnen erfüllen?
Ich denke, es ist wichtig, dass FAIRMED nicht aufhört, sich auch gegenüber der Schweizer Politik für die Wichtigkeit der Entwicklungsarbeit einzusetzen. Dass FAIRMED sich der Risiken bewusst ist, die in der Zusammenarbeit mit Regierungen von korrupten Ländern liegen. Und ich freue mich jeweils sehr darüber, wenn ich von FAIRMED-Mitarbeiter*in Karin Scheidegger eine von Hand geschriebene, persönliche Dankeskarte erhalte oder zu einer Informationsveranstaltung eingeladen werde. Die Veranstaltung «Info im kleinen Kreis», die FAIRMED in Bern durchgeführt habt, hat mich sehr berührt – die Programmverantwortlichen aus den Ländern kennenzulernen und mit ihnen sprechen zu können, war unmittelbar, sehr informativ und vertrauensbildend.

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