September 2023

Henry – gesund werden statt arm bleiben

Der Baka Henry Yendjo hat eine klare Vision: Als FAIRMEDCounterpart will er den Teufelskreis von Armut und Krankheit durchbrechen.

Die Bäume am Strassenrand werden gefällt und angezündet, Jäger strömen der Strasse entlang und halten Buschfleisch in der Hand, um es an Reisende auf dem Weg in die Hauptstadt Yaoundé zu verkaufen. Wir sind auf dem Weg ins Gesundheitszentrum Akok Maka, um dort den FAIRMED-Counterpart Henry Yendjo zu treffen. Der 31-jährige Baka ist ausgebildeter Pflegehelfer und arbeitet seit über zwei Jahren als FAIRMED-Counterpart. In Akok Maka, einem Hochrisikogebiet für die vernachlässigte Tropenkrankheit Buruli*, hat Henry alle Hände voll zu tun.

«Ich betreue fast nur Buruli-Patientinnen und -Patienten. Alle sind Baka, und egal in welchem Dorf sie leben, alle sind meine Brüder und Schwestern. Wir Baka sind benachteiligt und arm, und wenn wir dazu noch krank werden, wird unsere Situation hoffnungslos. Dank FAIRMED können wir den Betroffenen von vernachlässigten Tropenkrankheiten Auswege bieten und verhindern, dass sie noch ärmer werden. Dafür stehe ich jeden Morgen gern auf!»

*Buruli ist eine bakterielle Hauterkrankung, die zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten gehört und vor allem Kinder und Jugendliche betrifft. Wird Buruli zu spät behandelt, können die infizierten Wunden zu irreparablen Behinderungen und Amputationen von Gliedmassen führen.

Vivianes Hand war halb verwest

Henry bereitet zusammen mit Antoine, dem Pfleger des Gesundheitszentrums Akok Maka, das Verbandsmaterial für die nächste Patientin vor: Viviane. Die 14-Jährige zeigt Henry die Wunde an ihrer Hand. Henry seufzt. «Viviane, du pflegst die Wunde zu wenig gut. Du musst die Verbände jeden zweiten Tag wechseln. Und bitte, lege keine Pflanzen mehr darauf, sondern nimm die Salbe, die wir dir gegeben haben.» Viviane nickt und lässt sich die Wunde von Henry reinigen.

«Weisst du noch, wie deine Hand ausgesehen hat, als du vor zwei Jahren zum ersten Mal vorbeigekommen bist? Sie war halb verwest, weil sich die Wunde über die gesamte Aussenseite der rechten Hand bis zum Handgelenk erstreckt hatte, und komplett unbeweglich.» Es ist möglich, dass sich Vivianes Hand allmählich erholen wird. «Nach 56 Tagen Behandlung mit Antibiotika konnten wir die Bakterien im Geschwür erfolgreich beseitigen. Nun ist die Frage, wie Viviane es schaffen kann, die Hand wieder beweglich zu machen. Wir werden es erst mit Physiotherapie versuchen, allenfalls braucht es noch eine Operation», führt Henry aus.

Chancen auf eine Ausbildung?

Zu Viviane sagt Henry liebevoll, mit gleichzeitig ernstem Unterton: «Viviane, die traditionelle Heilerin kann dir in vielem helfen, aber solange die Wunde noch nicht verheilt ist, darfst du keine Pflanzen mehr drauftun, nur die Antibiotikasalbe, und bitte komm in einer Woche wieder zur Untersuchung! Sonst wirst du die Schule, die du unterbrechen musstest, nie mehr wieder aufnehmen können und dein Leben lang auf dem Feld schuften!»

«Du hast schon recht», sagt Viviane. «Ich möchte wieder zur Schule gehen. Ich hoffe, dass meine Hand wieder gesund wird.» Henry ist seit zwei Jahren daran, Viviane bei der Genesung ihrer von Buruli schwerst beschädigten Hand beizustehen. Es ist keine einfache Aufgabe. «Ich gehe regelmässig aufs Feld, um sie zu untersuchen, weil sie die Termine im Gesundheitszentrum dauernd verpasst. Ich sehe, dass sie die Wunde nicht nach unseren Vorgaben pflegt und stattdessen immer noch mit Kräutern experimentiert, was die Heilung der Hand verzögert. Ich versuche jedes Mal, ihr zu erklären, dass sie ein Leben lang behindert sein wird, wenn sie es nicht schafft, unsere Anweisungen zu befolgen. Und dass sie ohne Rehabilitation ihrer Hand nie mehr schreiben kann und damit ihr Traum vom Studium unwiderruflich zerschellen wird.»

Seit 2019 wurden...

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Baka durch FAIRMED medizinisch behandelt.

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Counterparts in der Erkennung und der Überweisung von Fällen vernachlässigter Tropenkrankheiten wie Lepra, Frambösie und Buruli geschult.