Vier Aka-Kinder aus unserem Projekt in der Zentralafrikanischen Republik stehe nebeneinander und lachen in die Kamera. Im Hintergrund ist der Dschungel zu erkennen, in dem ihr Dorf liegt.
Lobaye Zentralafrikanische Republik

Bessere Gesundheit und Selbstbestimmung in der Lobaye

Die Präfektur Lobaye in der Zentralafrikanischen Republik ist eine der ärmsten Regionen der Welt. Durch den 2013 ausgebrochenen Bürgerkrieg ist das Gesundheitssystem komplett zusammengebrochen. Besonders stark betroffen von dieser Situation sind die indigenen Aka. Sie leiden unter bitterer Armut und werden als ethnische Minderheit offen diskriminiert. FAIRMED sorgt deshalb dafür, dass die Aka und alle anderen Menschen in der Lobaye Zugang zu dringend nötigen Gesundheitsdienstleistungen erhalten.

Hintergrund

Seit der 1960 erfolgten Unabhängigkeit von Frankreich durchlief die Zentralafrikanische Republik immer wieder politische Krisen. Nach dem Bürgerkrieg von 2013 haben sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung massiv verschlechtert, das Gesundheitssystem ist kollabiert. Das Personal zahlreicher Gesundheitszentren musste fliehen. Durch Plünderungen fehlen heute in vielen Gesundheitseinrichtungen sowohl Medikamente als auch dringend benötigte medizinische Materialien und Einrichtungen. Als Folge zählt die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate mit zu den höchsten der Welt und vernachlässigte Tropenkrankheiten (englisch: neglected tropical diseases = NTDs) wie Lepra, Filariose, Buruli oder Wurmerkrankungen finden einen fruchtbaren Nährboden.

Diese Situation trifft die indigenen Aka besonders hart. Die Aka sind eine ethnische Gruppe, die als halbnomadische Jäger und Sammler vom tropischen Regenwald im Kongobecken leben. Die Abholzung des Regenwaldes schränkt ihren Lebensraum massiv ein und zwingt sie, ihre angestammte Lebensweise zu ändern. Sie werden offen diskriminiert und die überwiegende Mehrheit hat aufgrund ihrer geringen Kaufkraft keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Das Projekt

Mit unserem Projekt ermöglichen wir den benachteiligten Menschen – insbesondere den marginalisierten Aka – in der Präfektur Lobaye den Zugang zur dringend notwendigen Gesundheitsversorgung. Wir stellen dafür sicher, dass die Gesundheitseinrichtungen im Projektgebiet bedarfsgerecht mit Medikamenten und medizinischem Material ausgerüstet sind und dass das Gesundheitspersonal bedürfnisgerecht geschult wird. Darüber hinaus klären wir die Menschen darüber auf, wie sie ihre eigene Gesundheit verbessern können. Die Selbstbestimmung - insbesondere die der Aka und diejenige von Menschen mit Behinderungen -, wird gefördert, indem sich diese unter anderem aktiv an der Leitung der lokalen Gesundheitseinrichtungen beteiligen können. Dafür arbeitet FAIRMED eng mit den lokalen Gesundheitsbehörden zusammen.

Ziele und Aktivitäten

Hauptziel des Projekts ist es, die Gesundheitsversorgung in der Lobaye zu verbessern. Um dieses Gesamtziel zu erreichen, verfolgt das Projekt die folgenden spezifischen Ziele, die unter anderem durch die darunter aufgeführten Aktivitäten erreicht werden:

Die Qualität der Gesundheitsversorgung und der Zugang zu den Gesundheitsdienstleistungen für die Menschen in der Lobaye (insbesondere für die Aka, Menschen mit Behinderungen sowie Frauen und Kinder) ist gewährleistet

  • Hebammen, medizinische Fachkräfte, freiwillige Gesundheitshelfende, Leitende von Labors sowie die Verwaltungskomitees der Gesundheitseinrichtungen werden bedürfnisgerecht geschult und weitergebildet.

  • Mittels kostenlosen Gutscheinen können Frauen Vor- und Nachgeburtsuntersuchungen in Anspruch nehmen und ihre Kinder medizinisch betreut zur Welt zu bringen. Neugeborene Aka-Babys erhalten eine Geburtsurkunde.

  • Aka-Mütter und traditionelle Aka-Hebammen werden geschult und sensibilisiert zu allen Themen rund um die Geburt.

  • Ein Notfalltransport- und Behandlungssystem sorgt dafür, dass auch die abgelegen lebenden Menschen bei Notfällen lebensrettende Behandlung erhalten. Dazu werden den Dörfern Fahrräder zur Verfügung gestellt. Bei einem Notfall kann dann ein Helfer mittels Fahrrad die nächste Gesundheitseinrichtung aufsuchen und informieren. Mit den dort bereitgestellten Motorrädern kann der Patient oder die Patientin im Dorf abgeholt und ins Gesundheitszentrum transportiert oder falls nötig in eine besser qualifizierte Gesundheitseinrichtung überwiesen werden.

  • Die Aka und Menschen mit Behinderungen werden dabei unterstützt, einkommensschaffende Tätigkeiten zu erlernen und bei der Gesundheitsversorgung mitzureden. Auch werden sie informiert, mit welchen Mitteln sie gegen Diskriminierung und Misshandlungen vorgehen können.

Vernachlässigte Tropenkrankheiten werden so früh wie möglich erkannt und richtig behandelt

  • Das Gesundheitspersonal und die freiwilligen Gesundheitsmitarbeitenden erhalten Schulungen und Weiterbildungen zur Früherkennung und Behandlung von vernachlässigten Tropenkrankheiten.

  • Die Gesundheitsbehörden erhalten Unterstützung bei der Verteilung und Lagerung von Medikamenten, bei der Organisation von Früherkennungskampagnen und beim Management von Daten in Bezug auf NTDs.

Die Gesundheitseinrichtungen werden darin unterstützt, genügend qualifiziertes Gesundheitspersonal einzustellen und diese angemessen zu entlohnen

  • Ärzte, Pflegefachpersonen, Hebammen sowie Hilfspflegende werden mit der Unterstützung von FAIRMED angestellt und angemessen entlohnt nach den Richtlinien des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN-OCHA).

Die Gesundheitseinrichtungen sind mit medizinischem Material, Infrastruktur und essenziellen Medikamenten ausgestattet

Nachhaltigkeit und Monitoring

Alle FAIRMED-Projekte werden in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und unter Einbezug der Bevölkerung vor Ort durchgeführt. In den regionalen FAIRMED-Länderbüros arbeiten ausschliesslich lokale Mitarbeitende. Auf diese Weise – und dank konsequentem Monitoring – können Probleme während der Projektlaufzeit rechtzeitig erkannt, auf ihre Ursachen analysiert und Methoden und Ziele gegebenenfalls angepasst werden. Durch die direkte Einbindung von Gesundheitsministerien und Partnerorganisationen wird zudem sichergestellt, dass Projekte zu einem späteren Zeitpunkt übergeben und ohne FAIRMED-Unterstützung weitergeführt werden können.

Begünstigte

Vom Projekt begünstigt werden die 354 140 Einwohnerinnen und Einwohner der Gesundheitsdistrikte Mbaïki, Bimbo und Boda in der Präfektur Lobaye. Dazu gehören rund 27 000 Aka (letzter Stand: 2018, genaue Zahlen werden von der Regierung nicht erfasst und sind aufgrund der hohen Mobilität der Aka schwierig zu eruieren).

Niemand darf an einer heilbaren Krankheit leiden oder sterben

Minyem Jacques ChristianLandesverantwortlicher Zentralafrikanische Republik

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