Hintergrund
Seit der 1960 erfolgten Unabhängigkeit von Frankreich durchlief die Zentralafrikanische Republik immer wieder politische Krisen. Nach dem Bürgerkrieg von 2013 haben sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung massiv verschlechtert, das Gesundheitssystem ist kollabiert. Das Personal zahlreicher Gesundheitszentren musste fliehen. Durch Plünderungen fehlen heute in vielen Gesundheitseinrichtungen sowohl Medikamente als auch dringend benötigte medizinische Materialien und Einrichtungen. Als Folge zählt die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate mit zu den höchsten der Welt und vernachlässigte Tropenkrankheiten (englisch: neglected tropical diseases = NTDs) wie Lepra, Filariose, Buruli oder Wurmerkrankungen finden einen fruchtbaren Nährboden.
Diese Situation trifft die Menschen im Gesundheitsdistrikt Sangha Mbaéré im Südwesten des Landes besonders stark, da sie abgelegen und oft weit entfernt von den nächsten Gesundheitsstationen wohnen. Dazu gehört auch die ethnische Gruppe der Aka, die als halbnomadische Jäger und Sammler vom tropischen Regenwald im Kongobecken leben. Die Abholzung des Regenwaldes schränkt ihren Lebensraum massiv ein und zwingt sie, ihre angestammte Lebensweise zu ändern. Sie werden offen diskriminiert und die überwiegende Mehrheit hat aufgrund ihrer geringen Kaufkraft keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung.
Das Projekt
Mit unserem Projekt ermöglichen wir den vernachlässigten Menschen – insbesondere den marginalisierten Aka – im Gesundheitsdistrikt Sangha Mbaéré den Zugang zur dringend notwendigen Gesundheitsversorgung. Dabei stehen die Früherkennung und Behandlung von vernachlässigten Tropenkrankheiten sowie die Gesundheit von schwangeren Frauen, Müttern und ihren Kindern im Zentrum. Mittels eines Gutscheinsystems erhalten die benachteiligten Frauen die Möglichkeit, kostenlose Vorgeburtsuntersuchungen in Anspruch zu nehmen und ihre Kinder medizinisch betreut zur Welt zu bringen. Zudem wird ein Transport- und Behandlungssystem aufgebaut, das dafür sorgt, dass FAIRMED auch die abgelegen lebenden Menschen erreicht und ihnen bei Notfällen die oft lebensrettende Behandlung ermöglicht.
Unsere lokalen Mitarbeitenden stellen ausserdem sicher, dass die 34 Gesundheitseinrichtungen im Projektgebiet bedarfsgerecht mit Medikamenten und medizinischem Material ausgerüstet sind und führen Schulungen und Weiterbildungen für das Gesundheitspersonal durch. Darüber hinaus klären sie die Menschen darüber auf, wie sie ihre eigene Gesundheit verbessern können und fördern ihre Selbstbestimmung - insbesondere die der Aka -, indem sich diese unter anderem aktiv an der Leitung der lokalen Gesundheitseinrichtungen beteiligen können. Dafür arbeitet FAIRMED eng mit den lokalen Gesundheitsbehörden zusammen.
Ziele und Aktivitäten
Hauptziel des Projekts ist es, die Gesundheitsversorgung in Sangha Mbaéré zu verbessern und die hier lebenden benachteiligten Gruppen zu ermächtigen. Um dieses Gesamtziel zu erreichen, verfolgt das Projekt die folgenden spezifischen Ziele, die unter anderem durch die darunter aufgeführten Aktivitäten erreicht werden:
Stärken der Aktivitäten der Gemeinschaft und der Kompetenzen der Gesundheitseinrichtungen zum Bekämpfen vernachlässigter Tropenkrankheiten und zum Fördern der Mutter-Kind-Gesundheit
Akteure aus der Gemeinschaft (Traditionelle Heilende, Vermittelnde aus den Gemeinschaften und Menschen aus den Organisationen der indigenen Volksgruppen) und Gesundheitspersonal werden für das Erkennen und Behandeln vernachlässigter Tropenkrankheiten mit Hautveränderung (Lepra, Frambösi, Buruli Ulcer) und Schlafkrankheit geschult.
Mit dem Gutscheinsystem wird die Mutter-Kind-Gesundheit gefördert, einschliesslich des Behandelns geburtshilflicher Notfälle in den vom Projekt unterstützten Gesundheitsinstitutionen.
Das Erkennen und Behandeln von Haut-NTDs (Lepra, Frambösie, Buruli Ulcer) und von der Schlafkrankheit ist bei der Bevölkerung des Projektgebiets gewährleistet.
Stärken der Verwaltungsausschüsse sowie der Zusammenarbeit zwischen FAIRMED, den nationalen Programmen und dem Distrikt, um die Nachhaltigkeit des Dienstleistungsangebots und die Bekämpfung von NTD zu gewährleisten
Die Verwaltungsausschüsse und der Gesundheitsdistrikt sind gestärkt.
Die ausbildungsbezogenen Supervision und bereichsübergreifende Zusammenarbeit sind effektiv gestärkt.
Unterstützen der ethnischen Minderheiten der Aka und Peulh Gemeinschaft beim Durchsetzen ihres Rechts auf Gesundheit
Die marginalisierten Minderheiten (Aka- und Peulh-Gemeinschaften) sind in die Entscheidungsgremien (Verwaltungskomitees der Gesundheitseinrichtungen) einbezogen.
Die zuständigen Stellen nehmen sich der Beschwerden beim Missbrauch benachteiligter Bevölkerungsgruppen an (inkl. geschlechtsspezifischer Gewalt). Die Teilhabe und Mitbestimmung der benachteiligten Gruppen in allen Gremien ist gewährleistet.
Betreibung von Lobbying bei den zuständigen Behörden, damit in der Schule das Thema Bürgerrechte vertieft unterrichtet wird.
Durchführen von Massenaufklärungskampagnen zu den Bürgerrechten von Minderheiten. Schulung der lokalen Autoritäten betreffend Minderheitenrechte.
Sensibilisieren benachteiligter Gruppen zwecks ihrer Integration in verschiedene Entscheidungsgremien.
Organisation von marginalisierten Gruppen, damit diese ihre Interessen besser vertreten können.
Die Gesundheitseinrichtungen werden darin unterstützt, genügend qualifiziertes Gesundheitspersonal einzustellen und diese angemessen zu entlohnen
Ärzte, Pflegefachpersonen, Hebammen sowie Hilfspflegende werden mit der Unterstützung von FAIRMED angestellt und angemessen entlohnt nach den Richtlinien des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN-OCHA).
Eine bessere Qualität der Gesundheitsversorgung ist gesichert
Aufklärungs- und Mobilisierungskampagnen betreffend diverser Gesundheitsthemen in den Dörfern
Aufbau und Einführung des Gutscheinsystems: Mittels des Gutscheinsystems erhalten die benachteiligten Frauen die Möglichkeit, kostenlose Vor- und Nachgeburtsuntersuchungen in Anspruch zu nehmen und ihre Kinder medizinisch betreut zur Welt zu bringen.
Die Kompetenzen der Gesundheitsverantwortlichen in den Gesundheitseinrichtungen werden gestärkt, um ein gutes Management der Gesundheitseinrichtungen zu gewährleisten.
Aufbau eines Transport- und Behandlungssystems für medizinische Notfälle: Beschaffung von einem Fahrzeug und 2 Motorrädern, mit welchen die Patientinnen und Patienten in die nächste Gesundheitseinrichtung transportiert werden können.
Eine korrekte und wirkungsvolle Bekämpfung von NTDs ist sichergestellt
Durchführung von aktiven Fallfindungen und Behandlungen von vernachlässigten Tropenkrankheiten durch Gesundheitsmitarbeitende. Dabei besuchen Gesundheitsmitarbeitende von FAIRMED die verschiedenen Gemeinden. Sie werden aktiv nach Krankheitsfällen von NTDs wie Lepra, Buruli, Frambösie, etc. Ausschau halten und bei Patienten mit der Behandlung gleich vor Ort beginnen.
Zusammenarbeit mit traditionellen Heilern und Heilerinnen und anderen Partnern bezüglich korrekter Behandlungen von NTDs.
Die Gesundheitseinrichtungen werden mit essenziellen Medikamenten zur Behandlung von vernachlässigten Tropenkrankheiten versorgt.
Nachhaltigkeit und Monitoring
Alle FAIRMED-Projekte werden in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und unter Einbezug der Bevölkerung vor Ort durchgeführt. In den regionalen FAIRMED-Länderbüros arbeiten ausschliesslich lokale Mitarbeitende. Auf diese Weise – und dank konsequentem Monitoring – können Probleme während der Projektlaufzeit rechtzeitig erkannt, auf ihre Ursachen analysiert und Methoden und Ziele gegebenenfalls angepasst werden. Durch die direkte Einbindung von Gesundheitsministerien und Partnerorganisationen wird zudem sichergestellt, dass Projekte zu einem späteren Zeitpunkt übergeben und ohne FAIRMED-Unterstützung weitergeführt werden können.
Begünstigte
Vom Projekt direkt begünstigt sind die 93 932 Personen im Einzugsgebiet der unterstützten Gesundheitseinrichtungen, indirekt begünstigt sind die rund 149 976 Menschen des gesamten Distrikts von Sangha Mbaéré. Wichtige Zielgruppe sind die stark marginalisierten und benachteiligten indigenen Aka, von denen 11 271 Personen im Projektgebiet leben.
Niemand darf an einer heilbaren Krankheit leiden oder sterben
Minyem Jacques Christian • Landesverantwortlicher Zentralafrikanische Republik
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