Bei ihren Hausbesuchen untersucht Sharmila die Menschen vor Ort auf Anzeichen von Armutskrankheiten wie Lepra, informiert sie über die Angebote in den Gesundheitseinrichtungen und motiviert schwangere Frauen und Mütter zur Teilnahme an den Müttergruppen. Was in der Theorie so einfach klingt, ist für Sharmila aber ein im wahrsten Sinne des Wortes steiniger Weg: «Ich bin ständig unterwegs und laufe teils bis zu zwei Stunden, um alle Menschen zu erreichen», erzählt Sharmila. Da sie in der Gegend aufgewachsen ist, weiss die 24-Jährige, wie schwierig die Verhältnisse sein können. «Einige Menschen leben hier in Dörfern, die mit Fahrzeugen nicht erreichbar sind. So müssen zum Beispiel schwangere Frauen für die Geburt von den Männern in die Entbindungszentren getragen werden», erzählt Sharmila.
Sensibilisierung ist der Schlüssel zum Erfolg
Doch nicht nur die Entfernungen und die schwer begehbaren Bergwege Sindhupalchowks stellen Sharmila vor grosse Herausforderungen. «Die Gemeindemitglieder, mit denen ich arbeite, haben ihre eigenen Bräuche, Überzeugungen und Praktiken entwickelt, die nicht leicht aufzugeben sind. Alles, was neu ist, kann beängstigend sein. Es ist schwierig, eine Familie davon zu überzeugen, plötzlich ihre traditionellen Praktiken aufzugeben und die Geburtshilfe in einer Gesundheitsstation oder einem Krankenhaus in Anspruch zu nehmen», so Sharmila. Erschwerend sei am Anfang des Projekts ihr junges Alter hinzugekommen, durch das ihr ältere Mitglieder der Gemeinschaften entweder nicht zuhörten oder ihr einfach sagten, sie wüssten es besser.
Sharmila wendete deshalb viel Zeit dafür auf, das Vertrauen der Gemeinschaft zu gewinnen. Dabei half ihr, dass sie selbst aus der Gegend des Projektes kommt und der Danuwar-Gemeinschaft angehört, einer der indigenen Gemeinschaften Nepals, die hauptsächlich in den zentralen und östlichen Regionen des Landes zu finden ist. «Die Zugehörigkeit zur selben ethnischen Gruppe hat mir geholfen, mich mit den Mitgliedern der Gemeinschaft zu verbinden. Ich arbeite auch mit anderen Bevölkerungsgruppen zusammen, und auch mit ihnen habe ich keine Schwierigkeiten, da ich ebenfalls aus einer marginalisierten Gemeinschaft stamme.»
Gefühl der Vernachlässigung verschwunden
Ausserdem setzt sich Sharmila dafür ein, dass auch das Gesundheitspersonal des Distrikts die abgelegenen Gemeinden regelmässig besucht. Dadurch sei nicht nur das Gefühl der Vernachlässigung unter den Gemeindemitgliedern beseitigt worden, sondern die Gemeinden seien auch offen für neue Ideen geworden. «Jetzt fordern beispielsweise die Müttergruppen mehr Schulungen und Gruppentreffen, sie kennen auch die in den Gesundheitseinrichtungen verfügbaren Dienste und beteiligen sich aktiv an Diskussionen», so Sharmila.
Niemand darf an einer heilbaren Krankheit leiden oder sterben
Nirmala Sharma • Landesverantwortliche Nepal
Jetzt spenden